Unsere Chronik




Das weit über die Grenzen des Jülicher Landes hinaus bekannte Linnicher Schützen- und Volksfest - auch unter der Bezeichnung „Bronk" bekannt - wird seit 1895 in der jetzigen Form gefeiert. Das heisst, dass seit diesem Jahr am traditionellen Termin (Samstag nach Pfingsten bis Fronleichnam) die Kirmes von den „Vereinigten Schützengesellschaften Linnich" veranstaltet wird.

Die „Vereinigten", wie sie in dem Städtchen an der Rur kurz und bündig genannt werden, setzen sich aus drei Gesellschaften zusammen, deren Gründungsjahre teilweise weit auseinander liegen.

Nachgewiesenermaßen wird die St. Sebastianus-Schützengesellschaft (schwarze Uniformen) bereits 1425 urkundlich erwähnt. Laut Protokollbuch war sie in den achtziger Jahren des 19. Jahrhunderts in Gefahr, „vollständig zu verfallen“. 1891 kam es zu einer Neubelebung und die Zahl der Mitglieder stieg schnell auf 100 an.

Die St. Hubertus-Schützengesellschaft (grüne Unifomen) kann ihr eigentliches Gründungsjahr - so steht es zumindest in der Jubiläumsfestschrift von 1970 - nicht nachweisen. Die unbelegte Verknüpfung mit den „jungen Schützen", die 1593 urkundlich erwähnt sind, kann auch nach Helmut Schulte („Linnich - Geschichte einer niederrheinischen Stadt", veröffentlicht 1967) nicht aufrechterhalten werden. In seiner 1854 herausgegebenen Geschichte der Orte in den Kreisen Düren und Jülich erwähnt Jakob Offermanns, dass am Hubertustage 1844 die 400-Jahr-Feier der denkwürdigen Hubertusschlacht in Linnich festlich begangen wurde, und dass die Sebastianus- und St. Hubertusschützen prunkvolle Aufzüge veranstalteten. Daraus leiten die Hubertusschützen her, dass ihre Gründung 1444 erfolgte. Dementsprechend feierten sie 1994 ihr 550jähriges Bestehen. Die Hubertusschützen werden im Gegensatz zu den „Schwarzen" wegen ihrer grünen Uniformen die „Grünen" genannt.

Die Linnicher Schützengilde ist die jüngste Gesellschaft. Das Gründungsjahr der „Grün-Weißen" (grüne Röcke, weiße Hosen) steht mit 1880 exakt fest. Die Schützengilde unterschied sich dadurch von den beiden anderen Gesellschaften, dass sie nicht konfessionell gebunden war und dass auch Bürger Mitglied werden konnten, die nicht einer christlichen Konfession angehörten.



Drei Jahre Verhandlungen

Bevor es 1895 zum ersten gemeinsamen Schützenfest kam, mussten zahlreiche Schwierigkeiten überwunden, Vorurteile abgebaut und Eifersüchteleien dem größeren Ziel untergeordnet werden. Da jeder Schütze natürlich besonders stolz auf seine Gesellschaft war - und daran hat sich bis heute nichts geändert - bedeutete es für die Initiatoren ein schwieriges Unterfangen, die Vereinigung der drei Gesellschaften zu verwirklichen. Insgesamt dauerte es drei Jahre, bis es soweit war.

Über die Sinnlosigkeit, separat Kirmes zu feiern, über die Strömungen innerhalb der Gesellschaften, sich mit den beiden anderen wenigstens für das Schützenfest zusammenzutun, über die schwierigen Anfänge dieser Gemeinsamkeit ohne Beeinträchtigung der Selbständigkeit das Jahr über, gibt es umfangreiches Schrifttum, das zu erwähnen den Rahmen dieser Chronik sprengen würde.



Präsident der „Vereinigten"

Franz-Josef Stegers war es, der im Herbst 1992 zum ersten Präsidenten der Vereinigten Schützengesellschaften gewählt wurde. Vorausgegangen war eine fast zwei Jahre währende intensive Vorarbeit eines Ausschusses, in dem vornehmlich die bestens harmonierenden Präsidenten der Gesellschaften (Franz-Josef Emunds, Herbert Löhr, Dr. Franz-Josef Oidtmann) die Weichen für eine Art „Dachorganisation" stellten. Angesichts eines ständig steigenden Etats war deren Gründung aus rechtlichen und Versicherungsgründen fast schon überfällig geworden und von Willy Hamacher schon 1970 nach dem Jubiläum ins Gespräch gebracht worden war. Zudem störte es den organisatorischen Ablauf, wenn der Vorsitz im geschäftsführenden Präsidium alljährlich wechselte. Eine entsprechende neue Satzung für diesen riesigen „Organisationsapparat", der nun auch juristisch auf festen Füßen stand, war - auch nach langer, langer Vorbereitung durch den Ausschuss - ebenso erstellt worden.